Mathematik im Kinderhaus

Blickt man zurück in der Geschichte der Menschheit, so wird man feststellen, dass der Mengenbegriff und das Zählen von Anfang an eine Rolle gespielt haben. Wie auch Sprache, ist Mathematik eine natürliche Funktion des menschlichen Geistes – Maria Montessori sprach vom „mathematischen Geist“, den jeder Mensch innehat. Warum also gibt es so viele Menschen, die eine Aversion gegen Mathematik haben? Es könnte an der Art und Weise liegen, wie ihnen Mathematik „beigebracht“ wurde.

Vom Konkreten zum Abstrakten

Kinder lernen aufgrund ihrer konkreten Erfahrungen. Auf dieser Grundlage entwickeln sie abstrakte Konzepte sowie ihre Vorstellungskraft. Im Kinderhaus haben die Kinder die Möglichkeit und viel Zeit, um mit konkreten Größen, Längen und Mengen zu hantieren und daraus ihre eigenen abstrakten Vorstellungen aufzubauen. Hierdurch entsteht ein „Gefühl“ für Mengen und Größen; das Konzept wird nicht gelehrt.

Indirekte Vorbereitung

Wie auch beim Schreiben und Lesen findet eine indirekte Vorbereitung auf die Arbeit mit den mathematischen Konzepten statt. Schon bei den Übungen des täglichen Lebens macht das Kind ständig Erfahrungen in Bezug auf die Einhaltung logischer Reihenfolgen, Richtungen, Raum-Lage-Wahrnehmung, Volumen (wenn es einen kleinen Krug mit Wasser füllt), Gewicht bzw. Masse (wenn es schwere Gegenstände trägt), Formen (beim Falten Tüchern) u.v.m. Sowohl beim Tischdecken oder der Snackvorbereitung wird gezählt. Ständig erlebt das Kind im Tageslauf auf natürliche Weise mathematischen Konzepte. Noch intensiver findet diese indirekte Vorbereitung bei der Arbeit mit den Sinnesmaterialien vor. Hier wird geordnet von klein nach groß, von leicht nach schwer oder von kurz nach lang. All diese Aktivitäten sind Grundlagen für das spätere Zählen und eine Antwort des kindlichen Bedürfnissen nach konkreten und sinnlichen Aktivitäten.

Das Mathematik-Material

Das Mathematik-Material ist eine Antwort auf die verschiedenen Sensiblen Phasen des Kindes zwischen 3 und 6 Jahren. Es ist klar strukturiert und wird sehr genau geordnet, gibt ihm die Möglichkeit, sich aktiv und handelnd damit auseinanderzusetzen und dabei seine Bewegungen immer besser zu koordinieren, und es ermöglicht ihm sinnliche Erfahrungen.

Gruppen

Das Mathematik-Material im Kinderhaus ist aufgeteilt in sechs Bereiche:

  • Das Zählen von 1 bis 10 und die Einführung der Null
  • Die Einführung des Dezimalsystems und der vier Grundrechenarten
  • Das Weiterzählen (über die 10 hinaus)
  • Das Kopfrechnung – also das Speichern im Gedächtnis
  • Der Übergang zur Abstraktion
  • Das Bruchrechnen

Ausgangspunkt sind immer konkrete Erfahrungen – und sie führen nach und nach zur Abstraktion. Dabei wird dem Kind ausreichend Zeit gegeben, eigene Entdeckungen zu machen. Wichtigstes Ziel ist, dem Kind die Erfahrung zu geben, dass Mathematik Spaß macht und im eigenen Leben sinnvoll angewendet wird.