Musisch-ästhetische Erziehung im Kinderhaus

Musik und Kunst sind Möglichkeiten, seinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen – ebenso wie die Sprache. Wird Kreativität aufgefasst als das Schöpferische, bei welchem das Kind das zum Ausdruck bringt, was in ihm selbst entstanden ist, so zeigt das, dass das Kind diese Arbeit selbst leisten muss; wir es zwar unterstützen aber nicht lehren können. Wir können ihm jedoch das Handwerkszeug zur Verfügung stellen.

Indirekte Vorbereitung

Um etwas ausdrücken zu können, muss man zuerst einmal Eindrücke gesammelt haben. Zur indirekten Vorbereitung gehören

  • „ein Auge, das sieht“, hier im Besonderen die Arbeit mit dem Sinnesmaterial, sowie jede Arbeit, welche die Beobachtungsfähigkeit fördert;
  • „ein Ohr, das hört“;
  • „eine Hand, die gehorcht“, und somit die Vorbereitung der Hand durch alle Übungen des praktischen Lebens, der Arbeit mit den Sinnesmaterialien sowie den metallenen Einsätzen; und schließlich
  • „eine Seele, die meditiert“ –  die Fähigkeit des Kindes bei einer Sache zu verweilen, seine Konzentrationsfähigkeit.

Nicht nur das Material, sondern die Umgebung in ihrer Gesamtheit, unterstützt das Kind in seiner Entwicklung – die Ästhetik, welche in der Umgebung steckt und die Achtsamkeit, mit der wir sie pflegen und mit dem Material umgehen. Anregungen geben auch Kunstwerke von hoher Qualität in der vorbereiteten Umgebung. Auch die Betrachtung originaler Kunstwerke und das Lauschen der Musikstücke großer Meister sind Erlebnisse besonderer Art.

Kunst

Neben der indirekten Vorbereitung hat das Kind eine Vielfalt an Möglichkeiten, künstlerische Techniken kennen zu lernen und damit zu experimentieren: eine Staffelei, Zeichnen mit Buntstiften, Pastellkreiden oder Kohle, Ton und Knete oder verschiedene Drucktechniken. Dem Kind wird gezeigt, wie es seinen Arbeitsprozess organisiert – nicht, was es zeichnen oder gestalten soll.

Musik

Musik ist ein Grundbedürfnis des Menschen: In allen Kulturen wird musiziert, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Denn manchmal reichen Worte nicht mehr aus, um den eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Entsprechend ist Musik auch ein integraler Bestandteil des Kinderhauses. Musik ist eine anderer Art der Kommunikation – sie muss den gleichen Stellenwert haben wie die Sprache im Kinderhaus. Das Kind erweitert sein musikalisches Wissen, indem es Musik von verschiedenen Komponisten hört, alte und neue Lieder singt, Geschichten über Komponisten vorgelesen bekommt und Musikinstrumente kennen lernt. Mit den Glocken komponiert es selbst kleine Lieder und lernt dann nach und nach, dass es diese Lieder auch notieren kann. Es wird dann auch in der Lage sein, Melodien, die andere aufgeschrieben haben, zu „lesen“. Und schließlich wird es erfahren, dass Musik eine äußere Form hat und bestimmten Regeln folgt – es lernt die „Grammatik der Musik“ kennen.