Freiheit und Grenzen

Montessori bedeutet nicht laissez-faire

In der Montessori-Pädagogik ist die freie Wahl des Materials, des Themas, der sozialen Lernform und der Arbeitszeit eine grundlegende Bedingung für die gesunde Entwicklung des Kindes. Doch die Freiheit ist bei Montessori keine grenzenlose Freiheit oder gar mit einem laissez-faire Ansatz zu verwechseln; vielmehr ist sie im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der inneren – aktiven! – Disziplin des Kindes und sehr klaren Grenzen zu verstehen. So weist Maria Montessori ganz klar darauf hin: „Dem Kind seinen Willen zu lassen, das seinen Willen nicht entwickelt hat, heißt den Sinn der Freiheit zu verraten.“[1]

Regeln, Grenzen und Respekt

Regeln, Grenzen und gegenseitiger Respekt sind notwendig, um ein produktives Miteinander zu gewährleisten.  Grenzen findet die Freiheit durch das Gesetz des Gegenstandes und der Gemeinschaft. Aus dem Umgang mit dem Material und der Gemeinschaft ergeben sich drei Einschränkungen:

  1. „Die Freiheit des Kindes muss als Grenze das Gemeinwohl haben[…]“[2]: Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo die Interessen eines Mitmen­schen oder der Gemeinschaft beginnen. Freiheit ist eine soziale Größe.
  2. Das Kind darf nur Material wählen, in dessen Gebrauch es bereits ein­geführt wurde. Wirkliche Wahl ist für Montessori eine Auswahl zwischen Dingen, die man kennt. Echte Wahl ist ein Zeichen der Vernunft.
  3. Sachgerechter Umgang mit dem Material, denn nur dieser führt zur tiefen Konzentration und der Erschließung von Erkenntnissen.

[1] Maria Montessori (1972): Das Kreative Kind. Freiburg: Herder, S. 184.

[2] Maria Montessori: (1969): Die Entdeckung des Kindes. Freiburg: Herder, S. 57.